Sommer auf der Alp

Alle Pferde, welche keine gesundheitlichen Probleme haben und robust genug sind, dürfen den Sommer auf der Alp Cavel in Lumbrein auf 2000 m.ü.M. verbringen, wo sie frei von lästigen Insekten die Alpzeit geniessen. Nebst der Herde unserer Pensionäre verbringen dort auch 300 Rinder den Sommer. Das Gebiet erstreckt sich auf über 250 Ha Land und die Pferde können während dieser Zeit die totale Freiheit geniessen; wie es in ihrer Natur liegt. Besonders auch für Pferde, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben oder aus schlechter Haltung kommen, ist die Alp ideal, denn da können sie sich aufs reine Herden- und Gruppenleben konzentrieren und lernen so auch wieder das soziale Gefüge einer Pferdeherde. Ein Hirte, welcher über die Alpzeit oben bei den Tieren wohnt, kontrolliert täglich jedes Tier.


Damit die Pferde auch bei Nebel gefunden werden, erhalten sie ein kleines Glöckchen um den Hals. Alle die schon mehrere Male oben waren, also die richtigen "alten Alphasen" sind schnell zur Stelle, wenn Andi und ich ihnen vor der Alpauffahrt die Glöckchen anziehen, denn sie wissen genau wo es nun hingeht. Mars, der Freiberger aus SAMANA WASI, hat uns regelrecht verfolgt, bis er endlich von uns sein Glöckchen angezogen bekommen hat. Die Alpauffahrt ging reibungslos und die Pferde haben einen schönen Sommer verbracht.


Jedoch geht auch die schönste Zeit vorüber, und so gingen wir im September auf die Alp, um die Pferde auf eine tiefer gelegene, eingezäunte Weide zu führen. Leider war dies jedoch gar nicht im Sinn von allen Pferden: Zorro und Mars vom SAMANA WASI sowie drei andere Pferde wollten einfach  nicht mit dem Rest der Herde mit hinunter kommen. Nachdem wir die erste Gruppe unten hatten, stiegen wir wieder hoch, um die restlichen fünf zu holen. Diese hielten gemütlich Siesta, beobachteten uns nur aus den Augenwinkeln und schienen sich zu fragen: "Was wollen diese Störenfriede wohl wieder von uns?"


Kurz entschlossen nahmen wir Zorro und Mars ans Halfter, in der Hoffnung, die drei anderen Pferde würden dann mitgehen. Der erst 3,5 jährige Zorro liess sich willig führen, aber Mars dachte nicht im Geringsten daran, sich zu bewegen und schaltete auf sein sehr bekanntes "Stur". Wir mussten ihn also wieder abhalftern und ein anderes Tier nehmen. Dieses und Zorro kamen dann brav mit hinunter, aber die restlichen drei machten sich wieder auf den Weg nach oben, und zwar bis ganz zuoberst! So dauerte es den ganzen Rest des Nachmittages an, bis schlussendlich alle, die Tiere ebenso wie wir, schweissgebadet unten beim Rest der Herde ankamen. Die Begrüssung der "Ausreisser" von ihren wartenden Pferdegefährten war riesig!


Nach ein paar Tagen schlug dann das Wetter um, und Schnee war bis zur unteren Alp angesagt. Also fuhren wir zur Hütte hinauf; die Tiere begrüssten uns diesmal freundlich, denn auch sie merkten, dass das Wetter nun schlechter würde.


Nach einer Alpzeit vom 23. Juni bis 25. September kehrten alle Pferde wieder gesund und munter nach Valendas zurück.


Corina Brunner